Zu allen Zeiten wurden spierituelle Weisheiten in Form von von kleinen Geschichten weitergegeben. Wie Bilder sind sie manchmal in der Lage direkt die Seele oder die Intuition anzusprechen ohne vom Kopf und seinen Glaubenssätzen gefiltert zu werden. Anmerkung zu den Geschichten: Die Texte in dieser Rubrik sind uns meist ohne Quellenangabe "zugeflogen". Wo es uns möglich war haben wir eine Quellenangabe gemacht. Wir sehen dies als Werbung für die Bücher aus denen die zitierten Texte stammen. Authoren, die darin eine Copyright-Verletzung sehen, bitten wir uns das mitzuteilen. Ihre Texte werden dann selbstverständlich sofort entfernt.
Wahre und falsche Lehrer
Jemand fragte einen Sufi: „Wie kann man einen falschen von einem wahren Lehrer unterscheiden?“
Der Sufi antwortete: „Ich kann Dir sagen, wie Du den falschen erkennen kannst.“
„Gut“, sagte der andere Mann, „derjenige, der Deinen Test nicht besteht, wird mein Meister sein.“
„Es ist nicht ganz so leicht“, sagte ihm der Sufi, „denn Du brauchst nur einen anerkannten Lehrer finden, der Dich, so wie Du bist, als Schüler akzeptieren wird. Das ist der Unwissende oder der Betrüger.“
Begrenztes Denken
In einem Rasthaus auf einer der großen zentralasiatischen Durchgangswege, der Seidenstraße, sprach eines Abends ein Mann laut und ununterbrochen. Alle hofften, er würde aufhören, damit die Reisenden vor dem Aufbruch am frühen Morgen noch ein wenig Ruhe bekommen würden. Aber er zeigte keine Anzeichen, Ruhe geben zu wollen, und etliche der Anwesenden waren erfreut, als ein Wander-Derwisch sich dem Schwätzer näherte, ihn grüßte und sagte:
„Ich würde gerne jedem Ihrer Worte mit der größtmöglichen Aufmerksamkeit folgen. Bitte sprechen Sie weiter.“
Der Sprecher fuhr lauter fort, und wortreich formulierte er seine Moralpredigt in immer größerer Virtuosität: Der Derwisch saß vor ihm, und sein Blick fixierte ihn mit größter Konzentration. Nach wenigen Minuten hatte der Mann schon fast aufgehört zu sprechen – und – der Derwisch war eingeschlafen.
Am Morgen, als die Tiere der Karawane für den Marsch gesattelt wurden, fragten einige der Reisenden den Derwisch nach dem Grund seines Verhaltens. Er antwortete:
„Dieser Mann wollte Eure Aufmerksamkeit, doch ihr wolltet sie ihm nicht geben, weil ihr etwas anderes tun wolltet. Ich wollte Ruhe, aber ich wusste, ich musste sie im Voraus bezahlen. Sobald unser Freund sein Wunschobjekt bekommen hatte, wollte er es nicht mehr. Sobald ich das meine durch relativ einfache Konzentrationsanstrengung erreicht hatte, habe ich den Nutzen daraus gezogen – und ihr Leute habt auch dabei gewonnen.“
Als der Sprecher über seinen Eindruck von der vorherigen Nacht befragt wurde, antwortete er:
„Dieser angebliche Derwisch hatte die Frechheit einzuschlafen, während ich redete, nachdem er vorgab interessiert zu sein. Er wollte uns nur alle beeindrucken. Lasst Euch das eine Lehre sein.“
Berichtigung
Abdullah Ben Yahya zeigte einem Besucher ein Manuskript von eigener Hand. Der Mann sagte: „Aber dieses Wort wurde falsch geschrieben.“
Er strich das Wort sofort und schrieb es so, wie es sein Gast für richtig hielt. Als der Mann gegangen war, wurde Abdullah gefragt:
„Warum hast Du das gemacht, wo Du doch weißt, dass die ‚Korrektur‘ tatsächlich nicht passend war. Und Du hast das falsche Wort geschrieben, wo doch das Original
richtig war?“
Er antwortete: „Das war eine soziale Angelegenheit. Der Mann dachte, dass er mir helfen würde und dachte, dass der Ausdruck seines Unwissens ein Hinweis auf seine Kenntnisse wäre. Ich wendete das kultivierte und höfliche Verhalten an, nicht das wahrhaftige Verhalten, denn wenn Menschen Höflichkeit und sozialen Austausch wollen, können sie die Wahrheit nicht ertragen. Wäre ich im Verhältnis eines Lehrers zum Studenten zu diesem Mann gestanden, wäre die Sachlage anders gewesen.
Nur dumme Menschen und Pedanten meinen, dass es ihre Aufgabe sei, alle zu belehren, wo der Beweggrund der Menschen doch generell nicht ist, belehrt zu werden, sondern Aufmerksamkeit zu erregen.“
Ansichtssache
Eine Pilgergruppe saß in der Gegenwart eines großen spirituellen Lehrers, als er plötzlich aufstand und ganz dramatisch auf einen von ihnen zeigte. Sofort stürzte der Mann in Ekstase.
Als sie alle zurück in ihrem Quartier waren, wurde der Mann ungeduldig, als die anderen aufgeregt das Wunder der Spontan-Erleuchtung diskutierten. „Was ist mit mir!“, forderte er, „schließlich war ich es, an dem er es getan hat!“
Der Leiter der Gruppe schaute ihn abschätzig an. „Du scheinst zu vergessen“, sagte er, „dass wir gekommen waren, um ihn zu sehen, den großen Mann, der die Erleuchtung bewirken kann, nicht um Dich erleuchtet zu sehen.
Unterkategorien
Mulla Nasrudin
Über den Mulla Nasrudin gibt es viele lustige Geschichten. Es handelt sich dabei um einprägsam verpackte Sufi-Lehren von Sufi-Meistern.
Die Geschichten sind symbolisch zu deuten, wobei der Esel meist für das Ego steht, als stur und schwer zu reiten.
Christliche Geschichten
Lehr-Geschichten und Parabeln aus dem christlichen Umfeld
Englisch
Viele Geschichten hier habe ich schon aus dem Englischen übersetzt.
Hier ist noch eine kleine Schatzkammer die auf Übersetzung wartet, Geschichten die aus dem Buch:
THE SONG OF THE BIRD von Anthony de Mello S. J.