Über den Mulla Nasrudin gibt es viele lustige Geschichten. Es handelt sich dabei um einprägsam verpackte Sufi-Lehren von Sufi-Meistern.
Die Geschichten sind symbolisch zu deuten, wobei der Esel meist für das Ego steht, als stur und schwer zu reiten.
Wessen Diener bin ich?
Mullah Nasrudin war ein Günstling am Hof geworden. Er nutzte seine Position, um sich in der Art und Weise der Höflinge zu präsentieren. Eines Tages war der König außergewöhnlich hungrig. Einige Auberginen waren so
delikat gekocht worden, dass er den Palastkoch anwies, sie jeden Tag zu servieren.
„Sind sie nicht das beste Gemüse der Welt, Mullah?“, fragte er Nasrudin.
„Das allerbeste, Majestät.“
Fünf Tage später, als die Auberginen, das zehnte Mahl in Folge serviert worden waren, brüllte der König: „Nehmt diese Dinger weg! Ich hasse sie!“
„Sie sind das schlechteste Gemüse der Welt, Majestät“, stimmte Nasrudin zu.
„Aber Mullah, vor weniger als einer Woche hast Du gesagt, sie seien das allerbeste.“
„Das habe ich getan. Aber ich bin der Diener des Königs, nicht der des Gemüses.“
Lernen, wie man lernt
Der Mullah schickte einen kleinen Jungen, um Wasser vom Brunnen zu holen.
„Pass auf, dass Du nicht den Topf zerbrichst!“, rief er und gab dem Kind einen Klaps.
„Mullah“, fragte einer, der zugesehen hatte, „warum schlägst Du ihn, wo er doch gar nichts getan hat?“
„Weil, Du Narr“, sagte der Mullah, „es zu spät wäre, ihn zu bestrafen, nachdem er den Topf zerbrochen hat, oder?“
Bestechung
Mullah Nasrudin, die Standard - Witzfigur, die oft in diesen Geschichten erscheint, ist dabei, sich in dieser Geschichte auf ein Gerichtsverfahren einzulassen. Er sagt zum Rechtsanwalt: „Wenn ich dem Richter 100 Goldstücke sende, welchen Effekt würde das auf seinen Richtspruch in meiner Sache haben?“
Der Rechtsanwalt ist entsetzt. „Machen Sie das“, so sagt er, „und er wird ganz sicher gegen Sie entscheiden – Sie könnten sogar wegen versuchter Bestechung eingesperrt werden!“
„Sind Sie sicher?“
„Ganz sicher, ich kenne den Richter.“
Der Fall wurde angehört, und der Mullah gewann.
„Nun“, sagte der Rechtsanwalt, „am Ende haben Sie Gerechtigkeit erfahren, das können Sie nicht bestreiten.“
„Wohlgemerkt“, sagte Nasrudin, „die Goldstücke haben auch geholfen...“
„Sie meinen, Sie haben dem Richter tatsächlich Geld geschickt?“ heulte der Rechtsanwalt auf.
„Oh ja“, sagte Mullah Nasrudin, „aber natürlich habe ich das Geld im Namen des anderen Mannes gesendet!“
In der Moschee
Nasrudin saß am Ende einer Reihe Gläubiger meditierend in der Moschee.
Plötzlich sagte einer unfreiwillig: „Ich frage mich, ob ich das Feuer zu Hause brennen ließ?“
Sein Nachbar sagte: „Du hast das Schweigen gebrochen und das Gebet verdorben. Nun musst Du es noch einmal sagen.“
„So wie Du“, sagte der nächste Mann.
„Gelobt sei Allah“, sagte Mullah Nasrudin laut, „dass ich nicht das Schweigen gebrochen habe.“