... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

Rainer Maria Rilke um 1900

... und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, ... Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben.
... es handelt sich darum, alles zu leben.

Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.   ...

Darum ... lieben Sie Ihre Einsamkeit, und tragen Sie den Schmerz, den sie Ihnen verursacht, mit schön klingender Klage.

Denn die Ihnen nahe sind, sind fern, sagen Sie, und das zeigt, daß es anfängt, weit um Sie zu werden. Und wenn Ihre Nähe fern ist, dann ist Ihre Weite schon unter den Sternen und sehr groß;

freuen Sie sich Ihres Wachstums, in das Sie ja niemanden mitnehmen können, und seien Sie gut gegen die, welche zurückbleiben, und seien Sie sicher und ruhig vor ihnen und quälen Sie sie nicht mit Ihren Zweifeln und erschrecken Sie sie nicht mit Ihrer Zuversicht oder Freude, die sie nicht begreifen könnten.

(Rainer Maria Rilke 1875 - 1926
aus einem Brief an Franz Xaver Kappus)

 
 

 

 

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eckhard tolleDas spirituelle Erwachen ist die Quintessenz von Heilung überhaupt, es ist die große Heilung. Ein anderes Wort für spirituelles Erwachen ist Heilung. Ohne das spirituelle Erwachen ist der Mensch immer noch ungeheilt, auf irgendeiner Ebene - die große Heilung kommt erst mit dem Erwachen.
Die Heilung von physischen Symptomen ist natürlich wunderbar. Sie hat ihren Platz in dieser Welt und ist auch wichtig. Aber Menschen, bei denen nur physische Symptome oder Krankheiten geheilt werden, bleiben auf einer anderen Ebene noch ungeheilt. Für diese Menschen ist es wichtig zu erkennen, dass durch die Heilung eine Dimension jenseits der physischen Dimension in ihr Leben getreten ist. Dies können sie zum Ausgangspunkt dafür nehmen, sich zu öffnen für das spirituelle Erwachen, sodass sie nicht wieder zurückfallen. Denn das ist oft das Problem bei der Heilung von physischen Symptomen: dass der Mensch zurückfällt in eine geistige Verfassung, wie sie vor der Heilung bestand, die dann wieder die gleichen Krankheiten erzeugt wie vorher, weil im Bewusstsein immer noch die alten Gedankenmuster tätig sind.

Vor vielen Jahren, als ich anfing, mit Menschen zusammenzusitzen und Fragen zu beantworten, da saß mir einmal eine ältere Dame gegenüber, die einige psychologische Probleme hatte. Sie war Schwester in einem katholischen Orden gewesen, war dann aber ausgetreten, weil sie dort nicht zu Gott hatte finden können. Ich sprach mit ihr und fühlte plötzlich, wie ich eintrat in einen Zustand wunderbarer Leichtigkeit und tiefen Friedens, während sie mir ihre Probleme erzählte. Ich saß da, in diesem Zustand tiefen inneren Friedens und der Freude, und schaute sie nur an. Plötzlich hörte sie auf mit der Schilderung ihrer Probleme und sagte zu mir:

„Sie heilen jetzt gerade, sie heilen mich!“

Und das war das erste Mal, dass ich das Wort Heilen verband mit der Bewusstseinsveränderung. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel verstand von dem, was mit mir geschehen war, von der inneren Verwandlung, dachte ich: ‚Ah ... ich bin Heiler." Und dann kamen einige Jahre lang Leute zu mir, und ich war „Spiritual Healer“. Viele kamen, um physisch geheilt zu werden. Einige von ihnen wurden geheilt. Nach zwei, drei Jahren kamen immer mehr Menschen, die eigentlich nur ihre physischen Symptome loswerden wollten. Da fand ich es nicht mehr so zufriedenstellend, nur auf physischer Ebene zu heilen.
Von da an habe ich das Wort Heiler nicht mehr gebraucht. Obwohl ich weiß, dass alles, was ich tue, im weitesten Sinne, Heilen ist. Es ist das Heilen des Menschen überhaupt.

Eckhart Tolle

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Denkimpuls

Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen!  Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden: des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse (1877 - 1962)
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