... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

 Ken Wilber

Du solltest einen offenen Geist haben,
jedoch nicht so offen dass dir das Hirn rausfällt.

Ken Wilber (*1949)

© 2024 Akademie-Lichtung

Der Unterschied zwischen ...

Ein sehr frommer Mann und ein Perfekter lebten beide in der Umgebung einer schönen Stadt, einige Meilen entfernt.
Eines Tages wurde in diesen beiden Haushalten bekannt, dass ein Prinz, der die Gegend besuchte, dem verehrungswürdigsten spirituellen Meister der Provinz seine Ehre erweisen wollte, und darauf wartete, diesem Mann ein kleines Vermögen zu schenken, um mitzuhelfen, Gottes Werk voranzubringen.

Da es in der Bevölkerung schon jahrelang eine Art Frage war, wer nun wirklich von den beiden der spirituellste sei, entwickelte der Prinz eine Art Wettbewerb, denn er hatte nur Zeit, um einen der beiden Persönlichkeiten aufzusuchen.

Der Prinz ließ verlautbaren: In drei Tagen möchte ich jeweils den Haupt-Repräsentanten der beiden bekannten religiösen Männer in meinem Quartier treffen. Und nachdem ich sie ausgiebig befragt habe, werden ich und meine Minister entscheiden, wer von ihren beiden Lehrern näher an Gott ist, und an wen wir also Gottes eigene Spende verschenken werden.

Nachdem der Heilige die Nachricht erhalten hatte, setzte er sich mit allen, die ihm nahe standen, zusammen. Dieser Rat diskutierte die Situation stundenlang, erforschte jede Nuance, und erwog, wie viel dieses Gold ihnen bedeuten würde. Dann wurde mit einer klaren Mehrheit Ramjoo ausgewählt. Ramjoo war ein auffallend hübscher junger Mann, ein großer Jäger, ein legendärer Krieger und ein berühmter Künstler. Sein Intellekt war superb, seine Manieren makellos. Er sprach 20 verschiedene Sprachen und war selbst Spross aus königlichem Blut – eine Großtante war eine Königin. Jemand aus dem Lager des Heiligen wusste auch, dass dieser Prinz das intime Zusammensein sowohl mit Männern, als auch mit Frauen genoss. Sie nickten alle: Ramjoo war die richtige Wahl.

Der Vollkommene rief, nachdem er die Nachricht des Prinzen erhalten hatte, sofort nach Yasamin; da brauchte es keine Beratung mit irgendjemandem. Yasamin war eine Dienerin im Haushalt des Meisters. Sie war fast achtzig, eine
berühmte Schabracke und hatte ihr ganzes Leben lang für ihn gearbeitet. - Niemand anderes aus der Stadt hätte Yasamin je angestellt, denn sie war vollkommen närrisch (vielleicht einfach gottvernarrt ). Jedoch ihre Qualitäten für diese essenzielle, delikate Diplomatie passten genau:

Sie hatte Monate lang weder ihre Haare gekämmt noch gebadet; meist stammelte sie unverständlich in ihrer eigenen geheimen Sprache, die nur der Meister verstand. Oft machte sie obszöne Gesten, wobei sie ihre intimen Zonen entblößte. Sie bohrte zwanghaft in der Nase und warf ihre Popel mit erstaunlicher Zielsicherheit. Niemand
hatte erlebt, dass sie jemals fünf Minuten lang gegangen wäre, ohne mindestens viermal laut gefurzt zu haben. Auch war sie medial und würde vermutlich anfangen, den Prinzen zu schlagen, wenn sie „sehen“ würde, dass er jemals mit seinen Kamelen zu intim geworden wäre.

Yasamin, das wusste der Vollkommene, war die richtige Wahl als seine Gesandte, besonders als sie mit einem tief erleuchteten Lachen einwilligte, zu ihrer schon majestätisch-noblen freien Erscheinung eine Krone aus drei lebenden Hühnern hinzuzufügen, die sie stolz auf ihren Kopf drapieren wollte, wenn der Moment der königlichen Begegnung kommen würde. Die zwei Gesandten betraten das Quartier des Prinzen, wurden aber getrennt gehalten und sahen einander nicht.

Ramjoo ging zuerst und hinter der Türe konnte Yasamin Gesang hören, und leichte, lebhafte Unterhaltung, die zwei Stunden dauerte. Sie wusste was passierte. Der Prinz verliebte sich in seinen neuen Gast.

Dann wurde Yasamin hereingebracht. Und der Prinz traute seinen Augen nicht. Er fühlte sich außerordentlich beleidigt und erschrak sogar ein bisschen, als Yasamin, die tatsächlich fähig war in die Vergangenheit des Prinzen zu „sehen“, anfing Dinge zu rufen, die sogar er verstehen konnte. Über diese eine bedauernswerte Nacht in der Wüste – mit diesem jungen, hinreißenden Kamel. Sie traf den Prinzen sogar mit zwei riesigen Popeln aus zwanzig Fuß Entfernung. Sie prallten von seiner Stirn ab und fielen direkt in seinen Tee. Yasamin wurde zur Ordnung gerufen, geschlagen und hinausgeworfen. Sie kehrte in Ekstase zu ihrem Meister zurück und ward noch so
glücklich gesehen.

In dieser Nacht konnte der Prinz nicht schlafen, schlummerte aber kurz vor Morgengrauen für ein paar Minuten ein. In diesem kurzen Schlaf hatte er diesen Traum: Der Prophet Muhammad saß auf einem herrlichen weißen Pferd und hinter dem Propheten saß ein Mann, der den Prinzen wunderbar anlächelte, bevor er sagte:
„Warum hast Du meine liebe Yasamin geschlagen, als sie nur die Wahrheit zu Dir sagte?“

Der Prinz schoss hoch und saß aufrecht im Bett, zitternd vor Schweiß. Er rief nach seinem Pferd, das gesattelt werden sollte und ritt mit zehn seiner Soldaten direkt zum Haus des Heiligen, und bat eindringlich ihn zu sehen. Als er diesen Mann sah, und erkannte, dass er nicht die Person aus seinem Traum war, entließ er seine Soldaten,
zog seine Schuhe aus, begann zu weinen und fing an zum Haus des Vollkommenen zu laufen.

Meine Lieben: Benutzt Eure eigenen Fähigkeiten, Geschichten zu erzählen, um die Geschichte so zu Ende zu erzählen, wie sie Euer Herz am meisten erhebt.

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