... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

Video über Thamas MertonWenn das Telefon nicht klingelt

- ist es für mich

Elias Canetti (1905 - 1964)

Zur Entschleunigung des Lebens siehe auch:
"Wider die Zeit-Diktate",   Interview mit Joachim Koch, Philosoph
Verein zur Verzögerung der Zeit
Atomzeituhr in der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB)

 

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Drei Epochen

1. Konversation im fünften Jahrhundert:
„Man sagt, dass Seide von Insekten gesponnen würde, und nicht auf Bäumen wüchse.“
„Und Diamanten werde aus Eiern gebrütet, nehme ich an? Beachten Sie eine solch offensichtliche Lüge gar nicht.“
„Aber es gibt doch sicherlich viele Wunder in den fernen Ländern?“
„Es ist nur die Sucht der Leichtgläubigen nach dem Ungewöhnlichen, die solch fantastische Erfindungen hervorbringt.“
„Ja, wenn man darüber nachdenkt, wird es offensichtlich – dass solche Dinge für den Osten alle ganz gut sein mögen, aber sich niemals in unserer logischen und zivilisierten Gesellschaft einnisten könnten.“

2. Im sechsten Jahrhundert:
„Ein Mann kam vom Osten und brachte kleine lebende Larven mit.“
„Unzweifelhaft irgendein Scharlatan. Ich vermute, er sagt, sie können Zahnschmerzen heilen?“
„Nein, noch viel komischer. Er sagt, sie könnten „Seide spinnen“. Er habe „sie unter schrecklichen Leiden von einem Hof zum anderen gebracht, und sie unter Lebensgefahr beschafft.“
„Dieser Kamerad hat einfach beschlossen, ein Gerücht auszuschlachten, das schon alt war, als mein Urgroßvater noch lebte.“
„Was sollen wir mit ihm machen, Herr?“
„Schmeißen sie diese höllischen Larven ins Feuer, und erhitzt ihn selbst, bis es schmerzt, auf dass er widerruft. Diese Kameraden sind seltsam frech. Sie sollen sehen, dass wir hier nicht alle dumme Bauern sind, die jedem dahergelaufenen Reisenden aus dem Ostern glauben.“

3. im zwanzigsten Jahrhundert:
„Sie sagen, es gäbe etwas im Osten, das wir hier im Westen noch nicht entdeckt hätten? Das erzählte man sich schon vor Jahrtausenden. Aber in diesem Jahrhundert probieren wir alles aus: Unser Geist ist nicht verschlossen. Also demonstrieren Sie es mir. Sie haben fünfzehn Minuten bis zu meiner nächsten Besprechung. Wenn Sie es lieber niederschreiben – hier ist eine halbe Seite Papier."

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