... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

Rainer Maria Rilke um 1900

... und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, ... Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben.
... es handelt sich darum, alles zu leben.

Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.   ...

Darum ... lieben Sie Ihre Einsamkeit, und tragen Sie den Schmerz, den sie Ihnen verursacht, mit schön klingender Klage.

Denn die Ihnen nahe sind, sind fern, sagen Sie, und das zeigt, daß es anfängt, weit um Sie zu werden. Und wenn Ihre Nähe fern ist, dann ist Ihre Weite schon unter den Sternen und sehr groß;

freuen Sie sich Ihres Wachstums, in das Sie ja niemanden mitnehmen können, und seien Sie gut gegen die, welche zurückbleiben, und seien Sie sicher und ruhig vor ihnen und quälen Sie sie nicht mit Ihren Zweifeln und erschrecken Sie sie nicht mit Ihrer Zuversicht oder Freude, die sie nicht begreifen könnten.

(Rainer Maria Rilke 1875 - 1926
aus einem Brief an Franz Xaver Kappus)

 
 

 

 

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 hik1 new 150x200„In den Begriffen der Sufis wird die göttliche Handlungsweise Akhlak Allah genannt. Wir denken, sprechen und handeln in der Tonhöhe, auf die unsere Seele gestimmt ist. Der höchste Ton, auf den jemand gestimmt werden kann, ist der göttliche Ton; wenn wir diese Tonhöhe erreicht haben, beginnen wir, in allem, was wir tun, die Verhaltensweise Gottes auszudrücken. Was ist die Verhaltensweise Gottes? Es ist eine königliche Art, die jedoch nicht einmal den Königen bekannt ist. Nur der König des Himmels und der Erde kennt diese Art und Weise; die Seele, die auf Gott eingestimmt ist, drückt sie aus. Diese Art ist frei von Enge, Stolz und Eitelkeit und nicht nur schön, sondern die Schönheit selbst, denn Gott ist schön und Gott liebt die Schönheit.

...

Vielleicht denken Sie, was tut eine solche Person für andere, was nützt sie ihrem Umfeld? Diese Person ist heilsam für ihre Mitmenschen; sie verströmt eine Atmosphäre, die die Seelen erhebt, die unter der Enge und Begrenztheit der menschlichen Natur leiden. Die menschliche Natur ist nicht nur eng und begrenzt, sondern auch töricht und tyrannisch, denn die Natur des Lebens ist berauschend. Der Rausch macht die Menschen betrunken. Was wollen Betrunkene? Sie wollen ihren Drink, und sie denken nicht an andere...

Die Seele mit göttlicher Gesinnung ist nüchtern, verglichen mit den trunkenen Menschen der Welt. Diese Nüchternheit erzeugt in einem Menschen jene Reinheit, die Sufismus genannt wird; durch diese Reinheit reflektiert sich Gott in seiner oder ihrer spiegelgleichen Seele.“

Hazrat Inayat Khan (1882 - 1927)

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