... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

 Marie von Ebner-Eschenbach

Geistlose kann man nicht begeistern,
aber fanatisieren kann man sie.

Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)

© 2024 Akademie-Lichtung

Die Frucht

Es gab einmal drei Männer, die alle Früchte haben wollten, obwohl keiner von ihnen je welche gesehen hatte, denn sie waren selten, in ihrem Land.

So geschah es, dass sie alle drei loszogen, um nach diesem fast unbekannten Ding zu suchen, das man Frucht nannte. Und auch geschah es, dass jeder etwa zur gleichen Zeit seinen Weg zu einem Obstbaum fand.

Der erste Mann war ein achtloser Mann. Er kam zu dem Baum, aber er hatte soviel Zeit damit zugebracht, über die Richtungen nachzusinnen, dass er die Früchte nicht erkannte. Seine Reise war verloren.

Der zweite Mann war ein Dummkopf. Er nahm die Dinge wörtlich. Als er sah, dass alle Früchte auf dem Baum, überreif waren, sagte er: „Ok, ich habe also Früchte gesehen, aber ich mag keine vergammelten Sachen. Soweit es mich betrifft, ist die Sache mit den Früchten beendet.“ Er ging seiner Wege, und seine Reise war umsonst.

Der dritte Mann war weise. Er las einige Früchte auf und untersuchte sie. Nach manchen Gedanken und Gehirnqualen, um alle Möglichkeiten dieser ungenießbaren Delikatesse zu bedenken, fand er heraus, dass in jeder Frucht ein Stein war. Als er erkannte, dass dieser Stein ein Same war, musste er nur noch diesen Samen pflanzen, sein Wachstum bewachen und warten – auf Frucht.

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